Startup-Phasen: Von der Idee zum Börsengang in 6 Etappen
Startups und Jungunternehmen stehen heutzutage vor besonderen Herausforderungen, wenn es um die Entwicklung innovativer Ideen und Geschäftsmodelle geht. Gefragt sind vor allem Fokussierung, Kreativität sowie innovatives Denken, Handeln und Vermarkten.
Bei der Entwicklung und Vermarktung innovativer Geschäftsideen gehen sie neue Wege, um in einem jungen oder noch nicht existierenden Markt ein funktionierendes, skalierbares Geschäftsmodell zu finden und zu etablieren.
Auf diesem Weg durchläuft ein Startup dabei typischerweise meherere Phasen. Jede dieser Startup-Phasen stellt neue Anforderungen und hat eigene Besonderheiten.
Welche Startup-Phasen es genau gibt und welche Herausforderungen in jeder Phase auf dich warten, erfährst du im folgenden Beitrag.
Was ist eigentlich ein Startup?
Ein Startup ist ein neu gegründetes, junges Unternehmen mit einem innovativen und wachstumsorientierten Geschäftsmodell. Oft tummeln sie sich in einem jungen oder noch nicht existierenden Markt und sind deshalb auf der Suche nach einem funktionierenden, skalierbaren Geschäftsmodell.
Und genau in diesem Punkt unterscheiden sich Startups von anderen neu gegründeten Unternehmen: eine neu gegründete Schreinerei, Bäckerei oder ein gerade eröffnetes Einzelhandelsgeschäft mit etabliertem Geschäftsmodell ist demnach kein Startup.
Zudem fehlt bei diesen jungen Unternehmen eines der wesentlichsten Merkmale: die innovative Geschäftsidee. Bevor ein Startup auf dem Markt auftritt und sich Startup nennen kann, durchläuft es zumindest eine weitere Phase.
Was ist ein Startup? (Quelle: http://bit.ly/2YD2p7S )
Die 6 Startup-Phasen
Je nach Sichtweise durchläuft ein erfolgreiches Startup insgesamt drei bis sechs verschiedene Startup-Phasen: Von der ersten Orientierung über die Gründung zum Wachstum bis hin zum Börsengang oder Exit.
In der Regel werden die folgenden Startup-Phasen genannt, die ein neugegründetes innovatives Unternehmen in den ersten Jahren durchläuft:
- Pre-Seed: die Orientierungsphase
- Seed: die Planungsphase
- Start-up: die Gründungsphase
- 1st Stage: die Aufbauphase
- 2nd Stage: die Wachstumsphase
- 3rd oder Later Stage: die Reifephase
Nicht jede dieser Phasen wird von jedem Startup tatsächlich durchlaufen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind meist fließend und die einzelnen Entwicklungsstufen oft unterschiedlich lang.
Dennoch ist es sinnvoll, die Entwicklung eines Startups in mehrere Phasen zu unterteilen. Jede dieser Startup-Phasen bringt neue Aufgaben, Risiken und Chancen mit sich. Die Herausforderungen für dich als Gründer ändern sich also immer wieder.
Die Einteilung in verschiedene Startup-Phasen hilft dir bei der Orientierung, wo du dich mit deinem neu gegründeten Unternehmen gerade befindest.
1. Pre-Seed: die Orientierungsphase
Wenn du noch keine Geschäftsidee gefunden hast oder doch bereits weißt, was du machen willst, stehen in dieser ersten der Startup-Phase die Ideenfindung und in jedem Fall die Überprüfung der Umsetzbarkeit deiner Idee im Mittelpunkt.
Nun stellt sich oft die Frage, wie man eigentlich am besten eine Geschäftsidee findet. Hier haben sich in der Vergangenheit Kreativitätstechniken und Methoden zur Generierung von Geschäftsideen wie z. B. Brainstorming, Design Thinking oder die Walt Disney Methode etabliert.
Du hast nun eine Geschäftsidee gefunden. Doch von der Geschäftsidee bis zum Erfolg ist es noch ein weiter Weg. Vor allem dann, wenn man sich als Gründer nicht sicher ist, wie gut die eigene Geschäftsidee überhaupt ist.
Aus diesem Grund ist die Ideenbewertung von entscheidender Bedeutung. Dafür stehen Innovatoren viele verschiedene Modelle und Methoden, wie z. B. die ABC-Analyse, das Multivoting oder die Kartenreihung, zur Verfügung.
Die erste und einfachste Möglichkeit ist dabei, die Marktchancen für ein neues Produkt zu testen, indem du mit deiner Familie, mit Freunden und Bekannten über deine Ideen sprichst.
Hier erhältst du in der Regel ein ehrliches und für deine weitere Entwicklung wertvolles Feedback. In dieser Zeit kannst du auch ein grobes Konzept für deine Geschäftsidee erarbeiten. Diese Konzept dient dir dann als erste Orientierung in der folgenden Phase.
Neben der allgemeinen Bewertung deiner Idee solltest du klären, ob und wenn ja welches Marktpotenzial deine Geschäftsidee hat und wer vor allem deine potenziellen Kunden, also deine Zielgruppen, sind.
Die Zielgruppenanalyse ist dabei eines der wichtigsten Instrumente für den Unternehmenserfolg. Durch die Analyse deiner Zielgruppe gelangst du schneller an potenzielle Kundschaft, weil du sie direkt ausfindig machen und gezielt ansprechen kannst.
Dies ist vor allem für Jungunternehmer, Gründungswillige und Startup-Gründer von gravierendem Vorteil, da sich durch jede Neukundengewinnung das Erfolgsrad zu drehen beginnt.
Für die Zielgruppenanalyse kann bspw. das Konzept der ‚Buyer Persona‚ genutzt werden. Mit Hilfe von Buyer Personas versetzt man sich in die Lage einer ganz bestimmten Zielgruppe und gibt dieser ein ‚Gesicht‘.
Dieses Konzept macht es einfacher, die Bedürfnisse, Herausforderungen und Handlungen des typischen Kunden besser zu verstehen und sein Marketing darauf auszurichten.
Ein weiteres innovatives Tool, dass dich bei der Charakterisierung deiner Zielgruppe unterstützen kann, ist das sog. ‚Value Proposition Canvas‚. Statistiken zeigen, dass ein großer Teil neuer Produkte schon nach kurzer Zeit wieder vom Markt verschwindet, weil sie sich nicht erfolgreich verkaufen.
Mit dem Value Proposition Canvas gibt es ein Tool, das sich an den Wünschen der Kunden orientiert. Value Proposition bedeutet, dass das Produkt einen realen Nutzen für den Kunden hat. Das Canvas hilft dir also, Produkte und Dienstleistungen nach den Wünschen deiner Kunden auszurichten.
2. Seed: die Planungsphase
Du hast nun eine erste Vorstellung von deiner Geschäftsidee und weißt, wer deine Zielgruppe ist. Du kennst ihre Probleme, Bedürfnisse und Herausforderungen. Jetzt ist es an der Zeit, sich nähere Gedanken über ein erstes Geschäftsmodell zu machen und dieses auf Papier zu bringen.
Ein ganz bestimmter Ansatz zur Geschäftsmodellentwicklung der jüngeren Vergangenheit hat sich dabei besonders in den Vordergrund gespielt: ‚Business Model Generation‘ von Alex Osterwalder und Yves Pigneur mit dem ‚Business Model Canvas‚.
Die zweite Startup-Phase dauert gewöhnlich länger als die erste Phase. In der Planungsphase fängt dein Business nä,lich zum ersten mal richtig an, Gestalt anzunehmen. Des Weiteren werden viele für deine Unternehmensgründung erforderlichen Vorbereitungen vorgenommen und im besten Fall abgeschlossen.
Hierzu kann bspw. auch die Erstellung eines Businessplans zählen. Gerade in einer frühen Phase wie der Seed-Stage treten öfters VCs und Business Angels auf den Plan, die sich für die Finanzierung von Early-Stage Startups interessieren.
In diese Phase sollte dennoch das Hauptaugenmerk auf der Erstellung eines ersten Prototypen oder eines Minimum Viable Product (MVP) liegen, woraus sich automatisch die Festlegung der weiteren Ziele, Strategien und Meilensteine ergibt.
Gleichzeitig sollte die nachfolgende Gründung geplant werden. Hierzu gehört die Wahl des Standortes für dein Startup, die Wahl der Rechtsform, Preiskalkulationen und in der Regel die Suche nach einem oder mehreren Partnern für die erste Finanzierung sowie die Klärung, ob du für dein Unternehmen Fördergelder erhalten kannst.
3. Start-up: die Gründungsphase
In der Gründungsphase wird dein Startup von dir aus der Taufe gehoben. Das heißt, es warten ein ganze Reihe organisatorischer Aufgaben auf dich.
Du musst das Gewerbe anmelden, dem Finanzamt viele Fragen beantworten und je nach gewählter Rechtsform dein Unternehmen durch einen Notar beim zuständigen Amtsgericht ins Handelsregister eintragen lassen.
Spätestens in dieser Phase solltest du dich mit einem erfahrenen Steuerberater zusammensetzen und über dein Vorhaben sprechen.
In der Gründungsphase kümmerst du dich zudem um den Aufbau der Unternehmens-Organisation und des Vertriebs. Du schließt alle benötigten Versicherungen ab und erledigst je nach deiner Dienstleistung bzw. deinem Produkt die Vorbereitung und Planung der Produktion.
Ganz wichtig ist in dieser Phase die Liquiditätsplanung und -kontrolle. Ohne genügend liquide Mittel stehst du sonst schnell wieder vor dem Aus. Bis zur tatsächlichen Gründung deines Startups vergeht erfahrungsgemäß rund ein ganzes Jahr.
4. 1st Stage: die Aufbauphase
In der vierten Startup-Phase heißt es, dein Unternehmen aufzubauen. In dieser Phase etabliert sich ein erfolgreiches Startup am Markt. Die ersten Umsätze werden erzielt und die ersten in der Planungsphase gesetzten Ziele werden umgesetzt.
Wichtig ist in dieser Phase, das Marktumfeld und die Wettbewerbssituation kontinuierlich zu beobachten und falls erforderlich schnell darauf zu reagieren.
Die Aufbauphase ist meist auch die Zeit, in der erste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden. Dadurch kommen neue Herausforderungen auf dich zu. Mitarbeiterführung und Arbeitsrecht sind in dieser Zeit ebenfalls wichtige Themen.
Erfahrungsgemäß dauert die Aufbauphase eines Startups etwa von der Gründung bis zum Ende 2. Geschäftsjahres.
5. 2nd Stage: die Wachstumsphase
Wenn sich dein Unternehmen in dieser Phase befindet, sollte es steigende Einnahmen generieren und regelmäßig neue Kunden gewinnen. Der Cashflow sollte sich verbessern, da wiederkehrende Einnahmen dazu beitragen, die laufenden Ausgaben zu decken.
Die größte Herausforderung in dieser Phase ist für dich die Aufteilung der Zeit zwischen einer ganzen Reihe neuer Anforderungen, die deine Aufmerksamkeit erfordern – die Betreuung von Kunden, der Umgang mit dem Wettbewerb, eine wachsende Belegschaft und vieles mehr.
Die Einstellung neuer Mitarbeiter mit ergänzenden Fähigkeiten ist oft notwendig, um das Potenzial deines Unternehmens in dieser Phase optimal zu nutzen und weiter auszubauen.
Dies gilt insbesondere mit Hinblick auf die erforderliche Professionalität beim Management eines schnell wachsenden Unternehmens, die von den Gründern oft nicht gewährleistet werden kann.
Hier heißt es unter Umständen sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und externe Expertise ins Unternehmen zu holen, um den Erfolg nicht zu gefährden.
6. 3rd oder Later Stage: die Reifephase
In der sechsten und letzten der Startup-Phasen ist aus dem Startup ein gestandenes Unternehmen geworden. Die Wachstumsstrategie wechselt von aggressiv hin zu einem nachhaltigen Wachstum.
Allgemein lässt das Wachstum in dieser Phase der Entwicklung nach. Die Konkurrenzfähigkeit sowie eventuelle Unternehmenszukäufe stehen in dieser Entwicklungsphase bei erfolgreichen Startup-Gründungen auf der Tagesordnung.
Kooperationen mit anderen Unternehmen werden eingegangen und neue Produkte eingeführt. Für weiteres Wachstum müssen ggfs. neue Finanzierungsmöglichkeiten gesucht werden. Oft ist dies die Phase, in der ein erfolgreiches Startup den Börsengang wagt oder an ein größeres Unternehmen verkauft wird.
Ab wann spielt die Finanzierung für ein Startup eine Rolle?
Eine oft diskutierte Frage, bei der zwei Personen meist drei Meinungen haben. So wie ein Startup verschiedene Startup-Phasen durchläuft, erfolgt in der Regel auch die Finanzierung in mehreren Stufen.
Der Kapitalbedarf in der Pre-Seed- und Seed-Phase kann häufig durch eigene Mittel, sog. Bootstrapping, oder durch die finanzielle Hilfe der Familie oder von Freunden gedeckt werden.
In der Regel benötigen Startups jedoch spätestens vor bzw. in der Gründungsphase externe Kapitalgeber. Die Gründung des Unternehmens, die weitere Produktentwicklung, der Aufbau der Unternehmensstrukturen und das Marketing führen so gut wie immer zu einem höheren Kapitalbedarf.
In der Aufbau- und Wachstumsphase wird von den meisten Startups weiteres Kapital für die Marktdurchdringung, die Wachstumsfinanzierung oder die Einführung neuer Produkte benötigt.
Ein Bankkredit, Venture Capital, öffentliche Fördermittel oder Crowdfunding / Crowdinvesting sind Möglichkeiten, diesen Kapitalbedarf zu decken.
Unabdingbare Voraussetzung, damit du für dein Startup eine Fremdfinanzierung erhältst, ist ein solider Business- und Liquiditätsplan.
Fazit
Die in diesem Beitrag vorgestellten 6 Startup-Phasen werden in verschiedenen Publikationen auf 3 Startup-Phasen, die Seed-, Gründungs- und Wachstumsphase reduziert.
Dabei werden die übrigen Phasen integriert, so dass der fließende Übergang zwischen den einzelnen Startup-Phasen deutlich wird.
Die differenzierte Unterteilung in sechs Phasen bietet dir jedoch eine bessere Orientierung über die Aufgaben und Anforderungen, die auf dich zukommen, wenn du ein Startup gründen willst.
Dabei solltest du bedenken, dass diese Einteilung nur eine theoretische Möglichkeit ist, die nicht zwingender Weise mit der Realität übereinstimmen muss. Denn: jedes Startup ist in seiner Entwicklung so individuell wie sein Gründer.
Benedikt Jam
Hallo Liber Niko, ein super Beitrag! Dieser hat mir wirklich sehr bei meiner Klausur im Masterstudium geholfen.
Ich hätte jedoch eine Bitte, könntest du mir bitte mitteilen, auf welchen Quellen/Literatur du diesen Artikel aufgebaut hast, ich würde mich gerne mit dem Thema intensiver beschäftigen und ggf. dieses in meine Masterarbeit einfließen lassen.
Liebe Grüße Benedikt