Interview mit Maurice Faber von FABER WOMAN
Maurice Faber wurde 1991 in Hof geboren. Nach dem Abitur am Schiller-Gymnasium hat er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der University of Sydney Betriebswirtschaft mit Fokus auf Entrepreneurship & Innovation studiert.
Während des Studiums hat er als Tutor am Lehrstuhl für Entrepreneurship in München und Sydney gearbeitet. Nun ist Maurice Faber verantwortlich für die Digitalisierung des Familienunternehmens FABER WOMAN.
Im Interview erzählt er über das Geschäftsmodell, Digitalisierung, die E-Commerce-Aktivitäten von FABER WOMAN und seine bisherigen Erfahrungen im Familienunternehmen.
Ralf Österreicher: Herr Faber, Sie haben mit Ihrem Unternehmen den Schritt in die Zukunft, den Schritt Richtung Digitalisierung gewagt. Ihre Aufgabe ist es nun, das Online-Geschäft bei Faber aufzubauen. Können Sie kurz Ihr Geschäftsmodell erklären?
Maurice Faber: FABER WOMAN ist ein deutsches Modeunternehmen, das 1954 von Ernst Faber in Isaar gegründet wurde. Heute entwirft, produziert und vertreibt FABER WOMAN sportive Strickmode in zwei Kollektionen à ca. 180 Teile weltweit in 10 Märkten. Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich über freie Vertreter, die den Fachhandel bedienen. Seit mehreren Jahren bieten wir unseren Händlern einen B2B Onlineshop an. Anfang dieses Jahres haben wir gemeinsam mit dem Relaunch unseres B2B Shops auch den B2C Shop neu gelauncht. Seitdem bieten wir unseren Kundinnen weltweit auch die Möglichkeit, Faber Woman direkt über unseren Onlineshop zu bestellen. Im Endeffekt bietet Faber Woman somit die komplette Wertschöpfungskette ab.
Der Online Shop von FABER WOMAN (Quelle: faber-fashion.de)
RÖ: Aus welchen Gründen haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen? Wie sind Sie ganz am Anfang der Umstellung vorgegangen?
MF: Der Trend im Markt hin zu online als Bestandteil im Multichannel-Mix bei den Marken ist offensichtlich. Viele Kundinnen informieren sich auch online, nutzen den Storefinder und shoppen FABER WOMAN beim nächsten Händler um die Ecke. Wir betrachten unseren Onlineshop nicht singulär. Er ist vielmehr Teil des gesamten Multichannel-Ansatzes von Faber Woman. Am Ende geht es darum, die Kundin zu erreichen, egal in welcher Form – Stichwort „customer first“.
RÖ: Inwiefern konnten Sie Ihre Erfahrungen aus dem bestehenden Unternehmen und Ihrer beruflichen Karriere nutzen?
MF: Wir nutzen das gesamte Know-how von Faber Woman, angefangen bei der Produktion geführt von meinem Onkel Walter Faber bis hin zum kaufmännischen Bereich, den mein Vater Markus Faber führt. Wir haben extrem viel Expertise im Unternehmen durch die langjährige Erfahrung als Textil und Familienunternehmen. Dazu kommt die Erfahrung auf der Produktionsseite von meiner Cousine Katharina Lindner, die bei Hugo Boss gelernt hat. Ich versuche, die Firma in Fragen rund um die Digitalisierung zu unterstützen.
Bei den Garnqualitäten werden immer hochwertigste Baumwoll- und Wollmischungen benutzt
RÖ: Die Geschäftsmodelle von Startups sind mehr und mehr mit der Digitalisierung verknüpft. Mit Einstein1 hat nun auch die Region Hochfranken ein Digitales Gründerzentrum. Haben Sie mit Einstein1 zusammengearbeitet?
MF: Einstein1 ist eine hervorragende Initiative von Hermann Hohenberger und genau der richtige Ansatz für die Region. Wir brauchen mehr Gründergeist und Initiativen wie diese, um das Know-how in der Region besser auszunutzen. Wir stehen in regelmäßigen Austausch mit Einstein1 und haben selektiv bereits zusammengearbeitet, bspw. bei der Suche nach Mitarbeitern oder bei Events.
RÖ: In welcher Form entstand eine Zusammenarbeit?
MF: Die Zusammenarbeit kam durch die proaktive Anfrage von Hermann Hohenberger zustande.
RÖ: Wie haben Sie davon profitiert?
MF: Herr Hohenberger hat uns sein Wissen über die Region und spannende Kontakte vermittelt, das Netzwerk von Einstein1 zur Verfügung gestellt und uns schlussendlich auch in Fragen rund um die Digitalisierung unterstützt.
RÖ: Würden Sie anderen Gründern empfehlen, sich von Beginn an von Profis beraten zu lassen?
MF: Auf der juristischen und steuerlichen Seite macht es absolut Sinn, von Anfang an professionelle Unterstützung zu haben. Kommerziell macht es aus meiner Erfahrung nach Sinn, nach dem Ansatz learning by doing zu fahren.
RÖ: Welche Fehler haben Sie zu Beginn gemacht bzw. konnten Sie diese durch die frühzeitige Beratung vermeiden?
MF: Fehler werden tagtäglich in den erfolgreichsten Unternehmen auf der ganzen Welt gemacht. Die Frage ist, wie man damit umgeht und wie schnell man selbst reflektiert und seine Segel neu setzt, damit man als Unternehmen wieder in die richtige Richtung steuert. Auch quer zu denken ist wichtig und am Ende geht es natürlich darum, gewillt zu sein, tagtäglich proaktiv mehrere Entscheidungen zu treffen.
RÖ: Veranstaltungen wie der Digital Donnerstag bringen Gründer aus der Region zusammen. Inwiefern sind solche Events gerade heutzutage wichtig?
MF: Gerade in Zeiten von Facebook, LinkedIn & Co sehnen sich die Menschen mehr denn je nach Veranstaltungsformaten mit zwischenmenschlicher Interaktion. Der Digital Donnerstag bietet genau das, kombiniert mit spannenden Inhalten rund um die Digitalisierung. Aus meiner Sicht eine perfekte Kombination. Insbesondere, weil das Gründerzentrum die Inhalte der Veranstaltungen danach digital ausspielt.
Maurice Faber im Gründercafe von Einstein1 am Digital Donnerstag
RÖ: Wie wird es mit Faber Woman nun weitergehen? Was sind die nächsten Schritte, was die mittel- bis langfristigen Ziele?
MF: Der Modemarkt erfährt gerade einen massiven Umbruch. Gerade der Markt im mittelmodischen Bereich verliert viele eingesessene Spieler und es findet eine Marktbereinigung statt. Wir möchten unsere Position mit Faber Woman als der Spezialist im gehobenen Strickbereich weiter ausbauen und neue Märkte erobern.
Das Interview führte Ralf Oesterreicher.
Mehr Informationen zu FABER WOMAN unter: www.faberwoman.de