Ideenbewertung: So findest du die besten Geschäftsideen
Von der Geschäftsidee bis zum Erfolg ist es ein weiter Weg. Vor allem dann, wenn Du nicht sicher bist, wie gut Deine Geschäftsidee überhaupt ist. Aus diesem Grund ist die Ideenbewertung für Gründer von entscheidender Bedeutung. Es gibt verschiedene Modelle und Methoden der Ideenbewertung, die wir Dir in diesem Beitrag mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen möchten.
Warum die Bewertung von Geschäftsideen so wichtig ist
Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage, warum eine Ideenbewertung und das damit einhergehende Ideenmanagement so wichtig ist. Doch Du musst Dir immer vor Augen führen, wie leicht sich Ideen entwickeln lassen.
Eine gemeinsame Kreativphase über zwei Stunden im Kreis von Freunden und Kollegen kann schnell mehr als 100 vielversprechend klingende Ideen zu Tage bringen. Auch Ideenwettbewerbe oder andere Formen des Brainstormings können erstaunlich viele Ideen bringen.
Doch nicht jede Idee ist gut und kann einfach umgesetzt werden. Es gilt also genau zu erfassen, wie gut eine Geschäftsidee ist und ob sie es wert ist, umgesetzt zu werden. Je mehr Ideen zur Verfügung stehen, umso stärker ändern sich allerdings auch die Werkzeuge.
Denn eine erfolgreiche Ideenbewertung muss zu der Anzahl der Ideen passen. Grundsätzlich gilt, dass die Bewertungsmethode einen umso geringeren Zeitaufwand aufweisen sollte, je mehr Ideen gefiltert und bewertet werden müssen.
Grundsätzlich ist es sinnvoll die Ideenbewertung in drei Phasen zu unterteilen und somit die Auswahl immer weiter zu reduzieren. Während in der ersten Phase nach einfachen Methoden und mit geringem Zeitaufwand aussortiert werden kann, darf die Feinselektion in der letzten Phase durchaus mehr Zeit und Energie in Anspruch nehmen.
Nun stellt sich allerdings die Frage, was eine gute Geschäftsidee ausmacht? Welche Kriterien sollten also zur Bewertung einer Geschäftsidee herangezogen werden?
Die Kriterien der Ideenbewertung im Überblick
Ehe die verschiedenen Methoden der Ideenbewertung genauer unter die Lupe genommen werden, gilt es zunächst einmal die wichtigsten Kriterien zur Bewertung einer Geschäftsidee zu definieren. Hier gilt es, ähnlich wie im Bereich Design Thinking, zunächst einmal zu analysieren, welche Merkmale eine Geschäftsidee aufweisen muss, um in Frage zu kommen.
Die wichtigen Kriterien lassen sich an sieben Wörtern mit dem Anfangsbuchstaben K festlegen. Diese wären:
- Kapital
- Kommunikation
- Kompetenzen
- Konkurrenzvorteile
- Kosten
- Kundennutzen
- Kundenpotential
Betrachten wir nun diese Grundkriterien einmal im Detail. Je nach Geschäftsidee und Geschäftsumfeld können die verschiedenen Kriterien durchaus eine gänzlich andere Gewichtung einnehmen. Dies wird deutlich, wenn wir später die verschiedenen Methoden zur Ideenbewertung näher in den Fokus rücken. Doch nun zu den einzelnen Kriterien.
Das Kapital
Der Kapitalbedarf für ein Projekt und eine Geschäftsidee kann erheblich divergieren. Es gilt zu ermitteln, wie hoch der Kapitalbedarf von der ersten Entwicklung bis zum Cash Flow ungefähr ist. Dies ist auch dann wichtig, wenn für eine Geschäftsidee Kapitalgeber an Bord geholt werden sollen.
Die Kommunikation
Der Begriff ist eigentlich schwammig gewählt. Denn grundsätzlich geht es bei der Kommunikation um den Bereich Marketing. Kann das in der Geschäftsidee enthaltene Produkt oder der Service gut beworben und kommuniziert werden? Gibt es verschiedene Marketing-Kanäle, die hierfür geeignet sind? Ist die targetierte Zielgruppe einfach zu erreichen? Wie wichtig ist es bspw. das Kundenfeedback erfassen zu können?
Die Kompetenzen
Eine Geschäftsidee mag zwar gut sein, sich aber nur schwer realisieren lassen. Werden viele Kompetenzen für die Umsetzung benötigt, ist dies oftmals hinderlich. Sind die Kompetenzen im Startup oder Unternehmen vorhanden oder müssen diese eventuell zugekauft werden? Je unkomplizierter das Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzen, umso unwahrscheinlicher die Realisierung.
Die Konkurrenzvorteile
Selbstredend spielt auch die Konkurrenz auf dem Markt eine wichtige Rolle. Je stärker ein Markt ist, umso größer in der Regel die Konkurrenz. Bringt die eigene Idee so entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz, dass sich ein Unternehmen stark von den Konkurrenten absetzen kann? Sind die Vorteile dabei für den Kunden so groß, dass diese einen Wechsel rechtfertigen und somit der Kaufanreiz steigt?
Die Kosten
Die Kosten sind ein wichtiger Faktor bei jeder Geschäftsidee. Wichtig sind die Prognosen für den Gewinn und die damit verbundene Kapitalrendite. Dabei spielen auch weitere Faktoren eine Rolle. Beispielsweise die Frage nach den Kosten bis zum Launch eines Produkts oder die sich verändernden Kosten bei einer Skalierung der Produktionsgröße.
Der Kundennutzen
Bringt eine Geschäftsidee für die Kunden einen Nutzen? Wird gegebenenfalls ein Kundenproblem durch das neue Produkt oder die Geschäftsidee gelöst? Kann die Idee mit einem hohen Wertversprechen für den Kunden punkten? In diesem Zusammenhang solltest Du auf jeden Fall prüfen und bewerten, ob dein Geschäftsmodell eine starke Unique Value Proposition (UVP) für deine Zielgruppe zu bieten hat.
Das Kundenpotential
Gibt es für das Produkt oder den Service einen ausreichend großen Markt? Wie wird sich dieses Marktsegment in der Zukunft entwickeln? Wie viel Potential ist vorhanden? Gibt es sichtbare Entwicklungstendenzen? Dies sind wichtige wirtschaftliche Kriterien, die für und gegen eine Geschäftsidee sprechen können.
Die bekanntesten Methoden der Ideenbewertung
Nachdem Du nun die wichtigsten Kriterien zur Bewertung einer Geschäftsidee kennst, wollen wir uns mit der eigentlichen Ideenbewertung auseinandersetzen. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Methoden entwickelt, die die Ideenbewertung und das Ideenmanagement deutlich vereinfachen und sich in verschiedene Prozesse unterteilen lassen.
Betrachten wir zunächst einmal die am häufigsten eingesetzten Methoden der Ideenbewertung. Dabei sollten wir jedoch bereits unterteilen, in welchem Bereich der Ideenbewertung welche Methode am effektivsten eingesetzt werden kann.
Die ersten vier Varianten der Ideenbewertung sind besonders gut geeignet, um in einer ersten Phase eine größere Anzahl an Ideen zu bewerten. Der Vorteil an diesen Methoden liegt in ihrer Geschwindigkeit und ihrer Effektivität.
Die ABC-Analyse
Eine sehr einfache Lösung zur Ideenbewertung bei vielen Ideen. Jede Idee wird durch Abstimmung in einer Gruppe oder innerhalb des Startup-Teams den Kategorien A, B und C zugeordnet.
Kategorie A umfasst alle erfolgversprechenden oder Innovativen Ideen.
Kategorie B umfasst Ideen, die nicht grundsätzlich abzulehnen sind, aber nicht durch die Bank überzeugen können.
Kategorie C enthält alle Ideen, die bereits jetzt als wenig aussichtsreich angesehen werden.
So lassen sich mit der ABC-Analyse auch schnell große Mengen an Ideen einfach bewerten und aussortieren.
Das Multivoting
Das Multivoting bietet ein ähnliches Verfahren ohne das Abstimmungsproblem. Die Teilnehmer erhalten eine bestimmte Anzahl an Punkten oder Votes, welche sie auf die Ideen verteilen können. Ideen ohne Vote werden nach diesem Vorgang aussortiert.
Die Ideen mit den meisten Votes kommen weiter. Wichtig ist, dass hierbei ein System entwickelt wird, welches die Anzahl der vorhandenen Votes für die Teilnehmer verbirgt. Sonst kann es zu Querbeeinflussungen kommen.
Die Kartenreihung
Bei der Kartenreihung handelt es sich um einen direkten Vergleich zwischen einzelnen Ideen. Diese werden auf Klebezettel oder über digitale Darstellungslösungen notiert. Zunächst wird nur eine Idee aufgehangen. Die nächste Idee muss nun mit der vorhandenen Idee verglichen werden.
Ist diese Geschäftsidee besser, wird sie oberhalb der ersten Idee postiert. Dieser Vergleich wird nun mit jeder neuen Idee und den vorhandenen Ideen durchgespielt.
Dies ist bereits ein recht aufwändiges Verfahren und sollte nur bei Ideengruppen von maximal 10 Ideen eingesetzt werden. Sonst wird das Verfahren zu umfangreich und auch deutlich zu unübersichtlich.
Das Ranking
Das Ranking eignet sich vor allem für eine überschaubare Anzahl an Ideen und Entscheidern. Jeder Teilnehmer für sich erstellt aus den vorhandenen Ideen ein Ranking. Die Rankings werden nun ausgewertet bzw. zusammengezählt.
So entsteht ein Ranking, das den Durchschnitt aller Teilnehmer abbildet. So lässt sich einfach die beste Geschäftsidee aus einer Reihe finden.
Bei der Ranking-Methode ergibt sich die Summe z. B. bei Idee 1 aus:
0*2 + 1*1 + 2*2 + 3*0 + 4*0 = 5
Feiner definierte Methoden zur Ideenbewertung
Die folgenden Methoden der Ideenbewertung werden zur Analyse und Bewertung einer Geschäftsidee herangezogen. Sie eignen sich nicht mehr für die Entscheidung zwischen mehreren Ideen, sondern sollen analysieren, wie gut eine Idee ist und ob diese umgesetzt werden kann. Hierzu haben sich vor allem drei Methoden besonders bewährt.
Go / No-Go-Tabelle
Unter diesem Begriff wird eine Tabelle oder ein Excel-Sheet verstanden, in dem zu einer Idee Plus- und Minus-Punkte gesammelt werden. Dabei sollten die einzelnen Punkte nach ihrer Relevanz von 1 bis 5 bewertet werden.
Somit lässt sich für positive Faktoren und für negative Faktoren jeweils eine Summe bilden. Ein Saldo aus beiden Faktoren zeigt schnell, ob eine Geschäftsidee positiv bewertet werden kann.
6 denkende Hüte
Diese Methode wurde von Eduard de Bono entwickelt und ist sowohl alleine als auch in einer Gruppe anwendbar. Es gilt insgesamt sechs unterschiedliche Betrachtungsweisen einzunehmen und die Idee allein oder in der Gruppe mit wechselnden Rollen zu diskutieren.
Die Rollen bzw. Hüte sind:
- Objektiv und neutral auf Faktenbasis
- Subjektiv mit persönlicher Meinung
- Negative Aspekte
- Positive Aspekte
- Suche nach Alternativen
- Die Zusammenfassung der Erkenntnisse
Diese Methode ist besonders gut geeignet, da man gezwungen wird eine Geschäftsidee aus allen möglichen Richtungen zu beleuchten und somit neue Erkenntnisse gewinnen kann.
Die „6 denkende Hüte“-Methode kann auch zu den sog. Kreativitätstechniken gezählt werden und bietet vor allem in kleinen Gruppen enorme Vorteile.
Von der Geschäftsidee zum Erfolg
Selbstverständlich ist es wichtig, die passende Geschäftsidee anschließend zu verfeinern und sich mit deren Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu beschäftigen. Die Ideenbewertung kann nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn zuvor passende Ideen überhaupt zur Verfügung stehen.
Wirf einen Blick auf unseren Themenkomplex zu Kreativitätstechniken, um Dir einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zu verschaffen. Um nun von der passenden und erfolgversprechenden Idee auch zu einem erfolgreichen Geschäft zu gelangen, sind noch viele weitere Schritte notwendig.
In unserem Beitrag über das Business Model Canvas haben wir Dir bereits einige wichtige Hinweise gegeben. Durch eine gezielte und vor allem sich immer weiter verfeinernde Ideenbewertung können viele Prozesse deutlich verkürzt werden.
Du solltest Dir allerdings auch vor Augen halten, dass die Ideenbewertung von subjektiven Empfindungen gesteuert wird. Verwerfe also keine Idee vollständig, da es durchaus sein kann, dass sich eine dieser Ideen später einmal als der wichtige Hauptgewinn erweisen könnte.