Green Entrepreneurship: Mit Nachhaltigkeit zum Geschäftserfolg
Das Thema Nachhaltigkeit erregt in der Gesellschaft zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Auch in Gründungsvorhaben spielt dieser Aspekt eine immer größere Rolle. Das Ergebnis: Green Entrepreneurship.
Eine Reihe an “grünen” Startups hat sich schon länger in Bereichen wie Mobilität, erneuerbare Energien oder Green Tech etabliert. Dabei geht es fast immer um Ressourceneffizienz, die – häufig mit digitalen Tools oder Plattformen – erhöht werden soll.
Doch wie gelingt es dabei Ökologie und Ökonomie mit einer nachhaltigkeitsbasierten Strategie zu verbinden, Gewinne zu erzielen und notwendige Investoren zu überzeugen?
Im folgenden Beitrag zeigen wir dir einige Best Practices und Startups, die sich das Thema Nachhaltigkeit und Green Entrepreneurship auf die Fahne geschrieben und die passende Geschäftsidee gefunden haben.
Mitte 2019 sammelte das Agtech-Startup „Infarm“ über 100 Mio. Dollar für seine intelligenten Kräutergärten bei Investoren ein (Quelle: http://bit.ly/2uW8X6U)
Seit 2013 positioniert sich das Startup Infarm im Bereich Indoor-Farming. Das Ziel ist es, mittels Hochregalen, die mit allerhand High-Tech und Sensorik gespickt sind, an jedem beliebigen Ort Kräuter und Gemüse zu züchten.
Dies soll unabhängig von der Jahreszeit beispielsweise in Restaurants oder Supermärkten möglich sein. Dadurch sollen Transportwege und Verpackungsmaterial eingespart werden. Derzeit stehen etwa 200 Regale in Supermärkten und 150 in Logistikzentren von Händlern wie Edeka, Metro oder Amazon Fresh.
Mitte 2019 sammelten die Berliner im Rahmen einer Series B Finanzierung 100 Millionen Dollar Kapital ein.
Too Good To Go will das Wegwerfen von Lebensmitteln eindämmen. (http://bit.ly/37gNxyE)
Das dänische Startup „Too Good To Go“ hat sich dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung verschrieben.
Per App soll es Partnern wie Hotels, Restaurants, Cafés oder Bäckereien möglich sein, kurz vor Ladenschluss Gerichte oder Produkte zu einem vergünstigten Preis anzubieten und sie damit vor der Mülltonne zu bewahren.
Seit der Gründung 2016 hat die App bereits 16 Millionen Euro von Kapitalgebern eingesammelt. Die Dänen sind derzeit mit über 17.000 Partnern in neun Ländern aktiv.
Digital- und Ökobank in einem: Das ist Tomorrow (Quelle: http://bit.ly/2tSFAC0)
Nachhaltiges Banking aus der Nische zu holen und dazu noch zu digitalisieren ist die Vision von Tomorrow aus Hamburg.
Die Digitalbank unterscheidet sich von konventionellen Banken darin, dass sie ausschließlich in nachhaltige Projekte investiert. Mit diesem Konzept konnten die Gründer in der ersten Finanzierungrunde 8,5 Millionen Euro einsammeln.
Noch in diesem Jahr soll in weitere europäische Länder expandiert werden. Dies sind nur einige Beispiele der vielen Startups mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit.
Doch wie schafft man es eigentlich, sein Geschäftsmodell nachhaltig zu gestalten?
Hier hilft zunächst ein Blick auf den Begriff „Nachhaltigkeit“ selbst. Bereits 1997 definierte die Brundtland-Kommission der UN den Begriff:
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“
Kurz gesagt soll also nachhaltiges Handeln dazu führen, dass die nachfolgenden Generationen die gleichen Bedingungen auf der Erde vorfinden, wie die gegenwärtige Generation.
In diesem Zusammenhang wird auch häufig das Nachhaltigkeitsdreieck genannt, welches verdeutlicht, dass Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Soziales für das gesellschaftliche Zusammenleben essentiell sind.
In einem nachhaltigen Geschäftsmodell sollten also möglichst alle drei Bestandteile zu gleichen Teilen berücksichtigt werden um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Das Nachhaltigkeitsdreieck ist die Grundlage von nachhaltigem Wirtschaften.
Ökonomie umfasst dabei den Grundgedanken der langfristigen Unternehmenssicherung. Es sollte bei einem grünen Geschäftsmodell also nicht nur um die reine Gewinnmaximierung oder schnellstmögliche Wertsteigerung gehen.
Stattdessen sollten langfristige Ziele verfolgt werden, um eine Erhöhung der Wertschöpfung, Innovationspotentiale sowie eine effiziente Ressourcennutzung zu gewährleisten.
Der Faktor der Ökologie zielt darauf ab, die Ressourcen zu schonen und damit den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Darunter fällt beispielsweise auch die Reduzierung von Treibhausgasen.
Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Ökosysteme nicht zerstört werden und die Biodiversität nicht angegriffen wird.
Der soziale Aspekt zielt auf Solidarität, Verantwortlicheit und Gerechtigkeit ab. Das bedeutet konkret, dass alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette gleich behandelt werden sollten. Darüber hinaus sollte gewährleistet sein, dass die Potentiale zur Erzeugung sozialer Spannungen minimiert werden.
Soziale Nachhaltigkeit umfasst auch die Generationengerechtigkeit, die darauf abzielt, für die nachfolgenden Generationen die selben Handlungsgrundlagen zu erhalten.
Was ist der Unterschied zwischen klassischem Entrepreneurship und Green Entrepreneurship?
Der Unterschied besteht in dem erhöhten Fokus auf nachhaltiges Handeln. Grundsätzlich geht jedoch beiden Fällen eine innovative Idee voraus, die umsetzbar ist und idealerweise Aussichten auf Gewinnerzielung mit sich bringt.
Der Green Entrepreneur berücksichtigt daneben jedoch intensiv die ökologischen und sozialen Auswirkungen seines wirtschaftlichen Handelns und versucht hier nachhaltig zu handeln. Dabei hilft stets ein Blick auf das Nachhaltigkeitsdreieck und seine Dimensionen.
Auch beim Gründercafé im Einstein1 hat sich bereits mit BAG TO LIFE ein Green Entrepreneurship Projekt vorgestellt.
BAG TO LIFE fertigt Designer-Taschen und Accessoires aus aussortierten Materialien der Luftfahrt-Branche (Quelle: http://bit.ly/2HCl8bV)
In welchen Bereichen ist Green Entrepreneurship besonders angesagt?
Gerade in den Bereichen Mobilität, Lebensmittel und Energieeffizienz sind nachhaltige Startups unterwegs. Wie in den Beispielen bereits dargestellt, geht es nicht immer nur um bahnbrechende Innovationen, sondern es sind oft einfache Lösungen, die dann durch nachhaltige Prozesse oder Produkte abgebildet werden.
Allerdings ist Nachhaltigkeit ein Thema, das derzeit sämtliche Branchen beschäftigt. Die gestiegene Sensibilität in der Gesellschaft führt derzeit zu einem erhöhten Handlungsdruck für sämtliche Unternehmen, der in vielen Corporate Startups aufgefangen werden soll.
Was bringt die Zukunft?
Es ist davon auszugehen, dass grüne Geschäftsmodelle auch weiterhin an Bedeutung gewinnen. Wie eine Studie der Fondsplattform eBase gezeigt hat, berücksichtigt rund 50% der Privatanleger Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Investitionsentscheidungen.
Auch der größte Vermögensverwalter der Welt, „Blackrock“, hat in einem Brief an Unternehmen zu seinem erhöhten Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit aufgerufen.
Zudem gibt es bereits mehrere Förderprogramme speziell für „grüne“ Projekte und Geschäftsmodelle. So bietet die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ein Green Startup-Sonderprogramm an.
Außerdem gibt es den StartGreen Award, der Geld- und Sachpreise für die grüne Gründerszene bereit hält.