Georg Hacker: the high flying Münch­berger!

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Bild von Zeppelin über Münchberg aus dem Jahr 1909

Georg Hacker: the high flying Münch­berger!

Exzellente Gründer und Weggefährten von Gründern gab und gibt es schon immer in unserer Gegend. Und einige Namen in der Geschichte zaubern jedem  – egal, ob jung oder alt – ein Funkeln in die Augen. Ferdinand Graf von Zeppelin ist einer davon: Einst für seine Idee, mithilfe eines gigantischen Luftschiffes in den Himmel zu steigen, als „Narr vom Bodensee“ verspottet, zählt er heute zu den berühmtesten Deutschen überhaupt. Immerhin schaffte er etwas, wovon die Menschheit schon seit Jahrhunderten träumte: Er flog. An der Seite des Grafen indes wirkte Georg Hacker, ein Münchberger, dessen Name heute zwar beinahe komplett in Vergessenheit geraten ist, der jedoch einen elementaren Anteil daran hatte, den Träumen des Visionärs von Lindau die sprichwörtlichen (und buchstäblichen) Flügel zu verleihen.

 

Johann Georg Hacker

Johann Georg Hacker

Johann Georg Hacker wurde am 18. Januar 1870 in Münchberg geboren. Sein Vater, der aus Mistelgau stammende Adam Hacker, wirkte zu jener Zeit als Polizeidiener in der Königlichen Filialbank in Hof und hatte ein Techtelmechtel mit der jungen Friedericke Söllner, das ihm vollends überraschend drei Kinder einbrachte: Alwine, Babette und Georg, die er kurz nach der Hochzeit mit seiner Geliebten als leibliche Sprösslinge anerkannte. Schon im Alter von drei Jahren verzog Georg schließlich mit seiner Familie nach Hof, wo er nach einem Besuch der Alt- und der Neustädter Schule an das Lateininstitut (vergleichbar mit dem heutigen Gymnasium) wechselte. Sein Traum war schon damals, als Missionar in ferne Länder zu reisen oder aber, sich als Künstler sein Auskommen zu verdienen. Beiden hochtrabenden Vorstellungen schob der bodenständige Vater schließlich einen Riegel vor und verdonnerte den Jüngling zu einer Ausbildung beim Militär. Als jüngster Schiffsjunge des Reiches gelangte Georg – durch persönliches Engagement Otto von Bismarcks, der seinem Vater aus unerfindlichen Gründen einen Gefallen schuldete – zur Marine. Schnell brachte es der aufgeweckte Bursche in den Reihen der Matrosen zum Steuermann und schließlich gar zum Obervermessungssteuermann, dessen Kenntnisse bald auch in verschiedenen nautischen Instituten gefragt waren.

 

Nachdem er in einer Annonce von der Suche des Grafen Zeppelin nach geeigneten Männern für seine Luftschiff-Experimente erfahren hatte, trat er am 6. September 1907 in den Dienst des Mannes, der sein weiteres Leben bestimmen sollte. Schnell konnte er sich unter den „Männern von Manzell“ (dort befand sich die erste Werft) einen Namen machen und binnen kürzester Zeit zum Kapitän der knapp 136 Meter langen „Luftzüge“ aufsteigen, die aus einer schwimmenden Halle heraus zu Probefahrten aufbrachen. Natürlich blieben diese Versuche nicht lange vor der Öffentlichkeit verborgen – und hatten Konkurrenten auf den Plan gerufen. Nicht mit Aluminiumgerüsten verstärkte Luftschiffe sollten die Zukunft sein, sondern Prall-Ballone, wie sie August von Parseval entwickelt hatte. Grund genug für die Männer von Manzell, die Welt von der Tauglichkeit ihres „starren Systems“ zu überzeugen. Doch wie anstellen?

 

1909 waren schließlich erstmals Pläne aufgekommen, die eine Rekordfahrt als bestes Mittel zur Demonstration favorisierten. Man hatte vor, in Richtung Berlin aufzubrechen, dort dem Kaiser seine Aufwartung zu machen und anschließend wieder gen Bodensee zu navigieren. Hacker sollte zusammen mit Kapitän Ludwig Dürr am Steuer stehen, was allen voran in seiner oberfränkischen Heimat für Aufregung sorgte. Die Münchberger Schulkinder waren es schließlich, die Graf Zeppelin und den „Sohn ihrer Stadt“ davon überzeugten, die Route über Bayreuth, Münchberg und Hof zu verlegen, um es ihnen damit zu ermöglichen, die Jubelrufe der Franken entgegenzunehmen. Tatsächlich näherte sich am 30. Mai 1909 erstmals ein Luftschiff aus südlicher Richtung der Waldsteinregion, was allerorts für wahre Menschenmassen auf Wiesen und Feldern sorgte. Nachdem man Münchberg und Hof passiert hatte, fuhr man weiter gen Norden, hatte jedoch nach gut 37 Stunden unermüdlichen Einsatzes mit ersten Erschöpfungserscheinungen zu kämpfen. Vermutlich ist darin auch der Grund zu suchen, warum man nahe Göppingen in einen Birnbaum krachte, was die Reichshauptstadt als Ziel der Fahrt in unerreichbare Ferne rücken ließ. Trotz schwerster Beschädigungen gelang es der Mannschaft, den zusammengeflickten Zeppelin wieder nach Lindau zu bugsieren und dort den erhofften Erfolg einzufahren. Der Graf hatte alle Welt von der Tauglich- und Unverwüstlichkeit seiner Konstruktion überzeugt – und Georg Hacker war einer der Stars seiner Zeit.

 

In den folgenden Jahren steuerte er verschiedene Schiffs-Neubauten durch ganz Deutschland, besuchte im September 1909 (während des zweiten Versuches) den höchst erfreuten Kaiser in Berlin und auch den bayerischen Regenten in München. Mit letzterem stieß er derart oft auf seine Herkunft an (immerhin war er der einzige Bayer der Belegschaft), dass er bei der Rückfahrt nach Lindau einen Schuh über den Gärten des Schlosses Nymphenburg verlor. Neben diesen amüsanten Geschichten gibt es jedoch auch dunkle Kapitel zu berichten: Im ersten Weltkrieg stand Hacker am Steuer mehrere deutscher Luftschiffe, die bei Bombenangriffen auf England beteiligt waren und als „Babykillers“ in die Geschichte eingingen. Nach Kriegsende zog es ihn an die Luftschifferschule in Niedergörsdorf, wo er die nächste Generation der Luftpioniere auf ihre Fahrten vorbereitete. Er starb schließlich am 19. Juni 1947 in Potsdam – und geriet beinahe vollends in Vergessenheit.

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Adrian Rossner

Jahrgang 1991, studierte Geschichte (Schwerpunkt fränkischer Landesgeschichte), Anglistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Bayreuth. Er ist seit Jahren in der Heimatforschung des nordoberfränkischen Raums aktiv und bestellter Kreisarchivpfleger des Landkreises Hof, sowie Referent für Heimatpflege des Fichtelgebirgsvereins. Die Ergebnisse seiner Recherchen präsentiert er regelmäßig in Form von Vorträgen und Publikationen einem breiteren Publikum.

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