Die zündende Idee – light my fire!

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Tech Gründer Johann Wolfgang Döbereiner

Die zündende Idee – light my fire!

Gründerpersönlichkeiten und Erfinder sind hier in der Gegend keine Seltenheit. Viele bahnbrechende Innovationen gingen von hier aus um die Welt. Einer dieser Gründer war Johann Wolfgang Döbereiner, der Miterfinder des Feuerzeugs – ein Münchberger.

 

Doebereiner Feuerzeug

Döbereiner Feuerzeug

Johann Wolfgang Döbereiner stammt aus Hof, wo er am 13. Dezember 1780 das berühmte Licht der Welt erblickte. Bereits wenige Monate nach der Geburt des Sohnes verzog die Familie des Kutschers Johann Adam Döbereiner nach Bug, wo sich letzterer zum Gutsverwalter des Ansitzes derer von Lindenfels hocharbeitete. Logisch also, dass sein Sohn diese Position einmal übernehmen würde – doch hatte der andere Pläne. Schon in jungen Jahren stahl er sich heimlich davon, um beim Weißdorfer Pfarrer David Weiß Einblicke in die Welt der Wissenschaft zu sammeln. Die von ihm entliehenen Bücher las er heimlich und mithilfe einer selbstgebauten Lampe unter der Bettdecke, um es vor dem Vater zu verbergen. Nach mehrmaligen Bitten und Betteln – und der Fürsprache seiner Mutter, sowie des Weißdorfer Pfarrherren – willigte Johann Adam schließlich ein, seinem Sohn den lang gehegten Wunsch zu erfüllen und ihn nach Münchberg zu schicken, wo er seine Lehre antreten wollte. Im Alter von 14 Jahren kam Johann Wolfgang Döbereiner zum Stadtapotheker Christian Ernst Lotz, der es ihm endlich gestattete, den aufgeweckten Geist auszuleben und Antworten auf die brennendsten Fragen zu suchen. An verschiedenen Universitäten holte er die fehlende Bildung nach der Lehrzeit nach, ehe er 22jährig nach Münchberg zurückkehrte.

 

Der Stadtmagistrat jedoch zeigte sich von seinem Vorhaben, eine eigene Apotheke zu eröffnen, derart erschüttert, dass Johann Wolfgang der Stadt schließlich den Rücken kehrte, um im nahen Gefrees eine „Drogen – und Landesproduktenhandlung“ zu eröffnen. In einer kleinen Fabrik im Nebengebäude tüftelte er bis spät in die Nacht hinein an verschiedenen Experimenten, was natürlich die Neugier der Nachbarn weckte. Bald schon kursierten Gerüchte über den leicht verschroben wirkenden Mann, die dadurch genährt wurden, dass hin und wieder kleine Explosionen sein Haus erschütterten. Als einzige Möglichkeit, einem drohenden Rechtsstreit zu entgehen, verzog er mit seiner zwischenzeitlich gegründeten Familie wiederum in die alte geistige Heimat, Münchberg, und nahm eine Anstellung im Betrieb seines Schwagers an. Bei jener Firma handelte es sich um die Färberei Knab & Linhardt, die später als „Aktienfärberei“ selbst einige Patente auf den Weg bringen sollte.

 

Im Anschluss an einen letzten Umzug nach Bayreuth, wo er zwischenzeitlich die Leitung der Brauerei des Gutes St. Johannes übernommen hatte, drohte die kleine Familie schließlich endgültig in die Armut abzugleiten. Zu gering war das Auskommen des Vaters, der sich lieber auf seine Experimente konzentrierte, als geldbringende Aufträge anzunehmen. Adolph Ferdinand Gehlen, der in seinem „Neuen allgemeinen Journal der Chemie“ bereits einige Texte Döbereiners veröffentlicht hatte, sprang schließlich für den liebgewonnen Schützling ein und verschaffte ihm eine Anstellung als Professor der Chemie, Pharmazie und Technologie an der Universität in Jena.

 

Schnell wurde er, der sich sein gesamtes Wissen durch Experimente und Versuche angeeignet hatte, durch seine Begeisterungsfähigkeit immer beliebter bei seinen Studenten. In den folgenden Jahren, in denen selbst Johann Wolfgang von Goethe zu seinen engsten Freunden zählte und er die Einrichtung einer eigenen Pharmakologischen Anstalt in Jena durchsetzen konnte, gelangen Döbereiner mehr und mehr Erfindungen, die vor allem die Chemie revolutionierten:

 

So war er es, der als erster die chemischen Elemente in ein Triadensystem einordnete und damit den Grundstock für eben jenes Periodensystem legte, das noch heute im Chemieunterricht Verwendung findet. Bereits 1816 stellte er aus Kohle und Wasser ein sogenanntes „Lichtgas“ her und erfand eine Methode der Schnellessigfabrikation. Durch seine Anstellung als Berater des Königs und die enge Freundschaft mit Goethe kam Döbereiner schließlich auch in den Genuss, die russische Erbprinzessin Maria Paulowna kennenzulernen, die ihn für seine folgenden Versuche das nötige Platin verschaffte. Mithilfe dieses seltenen Stoffes gelang ihm 1823 die Erfindung einer Zündmaschine, die die Grundlage für das noch heute gebräuchliche Feuerzeug darstellt.

 

Döbereiner Feuerzeug Schnitt

Döbereiner Feuerzeug im Schnitt

 

Ebenso lieferte er den Mechanismus zum Fernzünden der teilweise bis in das 20. Jahrhundert hinein gebräuchlichen Gaslampen und baute den deutschlandweit ersten Katalysator auf Kohlebasis. Mehr oder weniger nebenher publizierte er in unzähligen Fachzeitschriften und Monographien einige Auszüge aus seinen breiten Forschungsfeldern. Während dieser ganzen Zeit blieb er Jena, trotz verlockender Angebote anderer Universitäten und selbst des Zaren von Russland, treu ergeben und fand schließlich Aufnahme in den Kreis der „Großen von Weimar“.

 

Am Ende eines arbeits- und strebsamen Lebens, zahlreicher Erfindungen und grundlegender Experimente, sowie der Zeugung von alles in allem neun Kindern, war es die Wissenschaft selbst, die Döbereiner den Tod brachte: Vermutlich aufgrund der Eigenheit, chemische Stoffe durch das Kosten mit der Zunge zu identifizieren, zog er sich schließlich Speiseröhrenkrebs zu und verstarb am 24. März 1849. Bis heute jedoch gilt er als einer der wichtigsten Forscher der deutschen Landen und in zahlreichen Städten, die allein seine kurze Anwesenheit genießen konnten, als Ehrenbürger.

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Adrian Rossner

Jahrgang 1991, studierte Geschichte (Schwerpunkt fränkischer Landesgeschichte), Anglistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Bayreuth. Er ist seit Jahren in der Heimatforschung des nordoberfränkischen Raums aktiv und bestellter Kreisarchivpfleger des Landkreises Hof, sowie Referent für Heimatpflege des Fichtelgebirgsvereins. Die Ergebnisse seiner Recherchen präsentiert er regelmäßig in Form von Vorträgen und Publikationen einem breiteren Publikum.

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