Corporate-Startup Partnerships: Faktencheck einer vielversprechenden Beziehung

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Corporate Startup Partnerships Prof. Dr. Seidel Einstein1

Corporate-Startup Partnerships: Faktencheck einer vielversprechenden Beziehung

Der Alltag in Corporates und Startups (Quelle: entrepreneurfail.com | http://ow.ly/hj2N30fjPns).

 

Jahrelang hat man geforscht, wie das Silicon Valley zu dem wurde, was es heute ist. Das kann man tun, muss es aber nicht. In jedem Fall lohnt es sich anzusehen, wie Startups im Valley ganz selbstverständlich von Anfang an mit etablierten Firmen kooperieren. Diese Corporate-Startup Partnerships basieren auf dem gleichen Prinzip wie menschliche Beziehungen: Unterschiede ziehen sich an. Was bedeutet das? – Etablierte Unternehmen verfügen in aller Regel genau über die Ressourcen, die Newcomern am Markt fehlen: Reputation bei den Kunden, funktionierende Vertriebskanäle, Kapital.

 

Aber auch aus der Perspektive gestandener Unternehmen bieten Partnerschaften mit Gründerteams eine Reihe von Vorteilen:

 

Startups, die frisch aus der Uni kommen, sind fit in Zukunftstechnologien (Stichwort Technologietransfer). So kann sich ein mittelständisches Unternehmen ein Netzwerk in das Innovationssystem Hochschulcampus erschließen. Dies erweitert die Spielräume von Firmen, beispielsweise werden auch Experimente möglich.

 

Viele der Sponsoren und Partnerunternehmen des digitalen Gründerzentrums haben das gleiche Problem: Vielversprechende Ideen oder Projekte bleiben liegen, weil im Alltagsgeschäft einfach nicht genug Kapazität vorhanden ist. Das „Outsourcing“ eines solchen Projekts an ein Startup kann hier Abhilfe schaffen und ermöglicht, Geschäftsmodelle außerhalb der eingefahrenen Strukturen des eigenen Unternehmens experimentell zu testen.

 

Im Alltagsgeschäft der Firmen fällt das heute so wichtige Querdenken schwer. Startups dagegen sind noch nicht von internen Zwängen durch Hierarchien und Stellenbeschreibungen geprägt. Sie können sich auf die entscheidenden Punkte konzentrieren: Neue Technologien und die Value Proposition für den Kunden.

Kooperationen mit dem Digitalen Gründerzentrum sind Brücken­köpfe ins Innovations­system Hochschul­campus.

Weiterhin helfen Corporate-Startup Partnerships, zwei typische Problemfelder erfolgreicher Firmen zu vermeiden: „Innovators Dilemma“ und „Overengineering“.

 

Etablierte Firmen haben meistens eine Effizienzkultur: Produkte müssen vor der Markteinführung ausgereift sein und das gemäß der Null-Fehler-Philosophie. Es geht meist um inkrementelle Verbesserungen. Neue Startup-Geschäftsmodelle werden dagegen von Anfang an mit dem Kunden zusammen getestet und entwickelt (Stichwort: running lean). Das ist in den seltensten Fällen auf Anhieb perfekt, bietet aber den Vorteil der Schnelligkeit. Und darauf kommt es an. Wenn sich dann die Nutzerzahlen schnell erhöhen, haben diese Firmen durch die Innovation Pioniervorteile.

Die Zusammenarbeit mit Startups färbt auch auf die eigene Unternehmens­kultur ab: Man wird agiler und traut sich, Bestehendes zu hinterfragen.

Darüber hinaus ermöglichen Startup-Kooperationen den Zugang zu disruptiven Geschäftsmodellen: Etablierte Firmen mussten aus guten Gründen Hierarchien und eine gewisse Routine aufbauen. Solche Systeme sind leistungsfähig, solange das übergeordnete Geschäftsmodell funktioniert.

 

Bei radikalen Marktveränderungen, z. B. durch veränderte Konsumententrends oder neue Technologien, müssen diese Geschäftsmodelle aber auch radikal hinterfragt werden – Schumpeter lässt grüßen. Ein Hackathon oder Disrupt-Event mit kreativen Gründern kann beispielsweise helfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. In Corporate-Startup Partnerships haben mittelständische Firmen die Chance, bei Innovationen dabei zu sein, bevor sie von agilen Startups rechts überholt werden.

Kooperationen mit Startups können Firmen robust und krisenresistent machen.

Neben diesen handfesten Potenzialen in den Bereich Innovation und Markt bieten sich Firmen auch ein Zugang zu einem interessanten Talent-Pool: In Startup-Partnerships lernen Firmen junge Ingenieure, Informatiker, Designer und Betriebswirte kennen, die am Puls der Zeit sind.

 

Diese Talente zu kennen ist gleichermaßen von Nutzen, egal ob als Entrepreneur im Startup oder als Intrapreneur im etablierten Unternehmen. Im letzteren Fall spart sich die Firma die Recruiting-Kosten und bekommt einen Mitarbeiter, zu dem man bereits ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

So manche Kooperation mit Gründern hat auch schon das Problem der Unternehmens­nachfolge gelöst.

Den Premium-Sponsoren des digitalen Gründerzentrums bieten wir über Pichting-Events von Hightech-Startups die Möglichkeit, sich an jungen Unternehmen zu beteiligen. Die „Höhle der Löwen“ in Oberfranken, wen man so will. Schließlich kreiert nicht jedes Unternehmen im eigenen Haus ständig neue Geschäftsmodelle.

 

Die Beteiligung an Startups ist eine riskante, aber teils hochlukrative Geldanlage und hilft, das eigene Geschäftsmodell zu ergänzen oder auch zu diversifizieren. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit reicht von losen, niedrigschwelligen Kooperationsformen bis hin zum Gemeinschaftsunternehmen.

 

Typische Phasen einer Zusammenarbeit können sein:

  • Coaching, Mentoring
  • Engineering-Partnerschaft
  • Vertriebspartnerschaft
  • Beteiligung/Joint Venture

Im Idealfall bekommt man mit einer Startup-Partnerschaft das „Beste aus zwei Welten“.

Um diese Potenziale zu heben, muss man beachten, dass die Kooperationen mit Startups kein Selbstläufer sind, sondern – am besten von der Chefetage – persönlich gewollt und begleitet werden muss. Darüber hinaus ist eine fachkundige externe Begleitung und Moderation des Netzwerkprozesses ein Erfolgsfaktor.

 

Hier kommt das digitale Gründerzentrum Einstein1 ins Spiel. Oberfränkische hidden champions können sich nicht wie manches DAX-30-Unternehmen eine Gründergarage oder einen Inkubator in den Metropolen leisten. Statt diese ausgetretenen Pfade zu betreten, bietet sich eine Kooperation mit dem Digitalen Gründerzentrum vor Ort an: Hier erfolgt die Vernetzung mit Startups auf kurzen Wegen in der Region unter fachkundiger Begleitung mit allen Vorteilen, die sich aus der Einbindung in den Campus der Hochschule Hof mit ihren Forschungsinstituten und den entprechenden Studiengängen (Gründungslehre, Mediendesign, etc.) ergeben.

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Prof. Dr. Michael Seidel

Professor an der Hochschule Hof, Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Entrepreneurship und Regionalmanagement, dort auch umfangreiche Forschungsprojekte. Background als Unternehmer und immer Gründungsberater aus Leidenschaft. Autor: Regionalmarketing als räumliches Steuerungs- und Entwicklungsinstrument. Grundlagen – Konzepte – Fallbeispiele.

1Kommentar
  • Avatar for Michael Seidel
    Michael Feigel
    Antworten
    Verfasst um 11:50, 28. September 2017

    Ein schön geschriebener Artikel. Kooperationen sind meines Erachtens immer erstrebenswert und sinnvoll, wenn alle Beteiligten einen entsprechenden Nutzen für die Zukunft haben werden. Dies erhöht sicher die beidseitige Motivation. Einer Vernetzung und Zusammenarbeit stehen wir jedenfalls sehr offen gegenüber.

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