Startup Boot­strapping: So startest du ohne Fremd­kapital durch

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Startup Bootstrapping

Startup Boot­strapping: So startest du ohne Fremd­kapital durch

Bootstrapping bezeichnet im Startup-Bereich eine Finanzierungsform, bei der die Gründer ausschließlich auf eigenes, knapp bemessenes Kapital für die Gründung zurückgreifen. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass keine Unternehmensanteile verkauft werden (müssen).

 

Was es beim Bootstrapping alles zu beachten gilt und welche Startups ihren Weg nach oben ohne Finanzspritze von außen geschafft haben, zeigen wir dir im folgenden Blog Post.

 

 

 

No risk, no fun: Bootstrapping bedeutet auch Risiko

 

Bootstrapping bedeutet für Startups auch immer Risiko. Während du dir bei anderen Finanzierungsmodellen mit Investoren das Risiko teilst, so stehst du beim Bootstrapping mit deinen Gründungspartnern alleine da. Das ist der Preis, den du für volle Entscheidungs- und Handlungsfreiheit bezahlst.

 

Solltest du dich für eine Bootstrap-Gründung entscheiden, musst du außerdem darauf achten, dass dein Geschäftsmodell positive Cash Flows generiert. Während große Unternehmen wie Facebook und Amazon in ihrer Anfangsphase ihren Fokus ausschließlich auf rasantes Wachstum setzten, solltest du stattdessen als Bootstrapper von Anfang versuchen, grüne Zahlen zu schreiben. In deiner Prioritätenliste steht also: Cash Flow vor Wachstum.

 

 

 

Fokussiere dich aufs Wesentliche

 

Beim Bootstrapping ist es elementar wichtig, dass du deine (knappen) Ressourcen sinnvoll einsetzt. Fokussiere dich auf deine Kernkompetenzen und verschwende nicht unendlich viel Zeit damit, bspw. eine Website selbst zu bauen, anstatt sie günstig in Auftrag zu geben.

 

Nutze deine Zeit lieber für den Aspekt des Geschäftsmodells, in dem du dich gut auskennst und der dir liegt. Es macht Sinn, bei dieser Methode ein Minimum Viable Product, also ein minimal funktionsfähiges Produkt, das nur die wesentlichen Aspekte deines Geschäftsmodells beinhaltet, zu erstellen.

 

So kannst du testen, ob dein Produkt am Markt überhaupt Anklang findet und ob das wesentliche Merkmal deiner Geschäftsidee von den Kunden gebraucht und angenommen wird.

 

 

 

Don’t overanalyze!

 

Verschwende keine Zeit mit endlosen Marktanalysen und Recherchen. Ein wesentlicher Aspekt beim Bootstrapping ist, dass du dein Produkt oder deinen Service schnell auf den Markt bringst, aus Fehlern lernst und Umsatz generierst. An allen Ecken und Kanten eine perfekte Lösung zu finden, wird dir nicht gelingen. Done is better than perfect!

 

Vielmehr ist dein Startup – gerade in der Anfangsphase – einem ständigen Verbesserungs- und Änderungsprozess unterlegen. Versuche also, dein Geschäftsmodell möglichst schlank aufzubauen und dein Produkt möglichst schnell in der Realität zu testen.

 

Zu langes Herumtüfteln an aufwendigen Prototypen oder Marktanalysen kann dich viel Zeit kosten, die du dir eigentlich nicht leisten kannst. Eine gute Methode, die dich bei deiner Bootstrap-Gründung unterstützen kann, ist die Running Lean Methode von Ash Maurya.

still waiting launch date meme

Warte nicht zu lange mit dem Markteintritt! (Quelle: Facebook Einstein1)

Beispiele für erfolgreiches Bootstrapping

 

Theoretisch klingt Bootstrapping schon ganz gut. Was damit in der Praxis aus vielen Unternehmen bereits geworden ist, ist beeindruckend:

 

 

Bruno Interior

 

Eine qualitativ hochwertige Matratze, die es in nur einer Version gibt und aus umweltfreundlichen Materialien besteht. Das war die Idee von Andreas Bauer und Felix Baer im Jahr 2015. Der wirtschaftliche Vorteil: Die Matratze gibt es nur in einer standardisierten Version und kann nicht über Zwischenhändler gekauft werden.

 

Die teuren Groß- und Einzelhändler werden in diesem Geschäftsmodell komplett außen vor gelassen. Der Kauf der Matratze erfolgt direkt über den eigenen Online-Shop. Die beiden haben ihr Unternehmen ohne Business Angels, Banken und sonstige Investoren groß gemacht.

 

Und der Erfolg spricht für sich: Im Jahr 2018 lag der Umsatz von Bruno bei über fünf Mio. Euro, die Bewertungen der Kunden sind durchweg positiv. Respekt an die beiden Gründer, die sich mit ihrem Bootstrapping-Ansatz u. a. gegen namhafte Konkurrenz wie Bett1, Casper, Emma oder Eve aus London behaupten konnten.

Bruno Bett Matratze

Die Matratze, die komplett ohne Zwischenhändler vertrieben wird (Quelle: Bruno Bett)

MyMuesli

 

Die Geschichte von MyMuesli ist eine des Erfolgs: Aus der WG die ersten Müslis verschickt, die Zutaten durchs Treppenhaus gezerrt, die belächelnden Stimmen aus dem Bekanntenkreis ignoriert. Wo stehen sie heute? Die selbst gemixten Müslis werden in ganz Europa versandt, in ganz Deutschland sind MyMuesli-Stores vertreten.

 

MyMuesli war von Beginn an profitabel und so konnten sie sich von den wenigen Business Angels bereits 2013 wieder trennen und 100% der Anteile halten. Auch wenn mittlerweile wieder Investoren im Boot sind, ist die unternehmerische Leistung – gerade in der Anfangsphase – enorm.

myMuesli Shop

Das individualisierte Müsli hat den Markt erobert (Quelle: mymuesli)

KaufDA

 

Regionale Prospekte und Angbote online durchblättern, ganz ohne nervigen Papiermüll: Das war die Idee von Kaufda. Als Bootstrapping-Projekt gestartet, hat Kaufda die komplette Branche digitalisiert. Mittlerweile hält der Axel Springer Verlag die Mehrheit der Anteile.

Kaufda Screenshot

Kaum zu glauben, aber wahr: KaufDA ist ein Bootstrapping-Startup (Quelle: kaufda.de).

WeTransfer

 

2009 hatten Ronald Hans und Bas Beerens eine Idee: Sie kreierten einen Filehosting-Dienst, mit dem Dateianhänge, die für E-Mails zu groß sind, einfach und schnell transferiert werden können.

 

Die meisten Kunden nutzen zwar die Free Version. Trotzdem ist WeTransfer seit 2013 profitabel und fährt heute zweistellige Millionenumsätze ein. Nach mehr als 5 Jahren Bootstrapping stieg 2015 ein erster großer Investor mit ein.

WeTransfer Screenshot

Ein weiteres Bootstrapping-Startup: WeTransfer (Quelle: WeTransfer).

Teekampagne

 

Günter Faltin ist in der Gründerszene ein allseits bekannter Name. In seinem Buch „Kopf schlägt Kapital“ empfiehlt er allen Gründern, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und alles, was sie nicht so gut können, auszulagern.

 

So, meint er, braucht man nur die geringen Fixkosten für die Services, die man in Anspruch nimmt, bedienen und kann außerdem schnell am Markt starten. Sein eigenes Projekt, mit dem er seine Thesen getestet hat, läuft unter dem Namen „Teekampagne“.

 

Im Zuge seiner Teekampagne hat Faltin geschickt die Zulieferkette von teuerem Tee aus Indien verkürzt und außerdem den Packungsinhalt vergrößert. Außerdem hat er auf Werbung und klassisches Marketing verzichtet und sich auf eine Word.of-Mouth-Kampagne verlassen.

 

Inzwischen ist er mit seiner Teekampagne weltweit größter Importeur von Darjeeling-Tee.

Günter Faltins „Teekampagne“ ist eines der Muster-Beispiele für Startup-Bootstrapping (Quelle: YouTube).

Fazit: Bootstrapping funktioniert, aber nicht bei jedem!

 

Bootstrapping hat vor allem den Vorteil, dass du vollkommen unabhängig von Investoren und Fremdkapitalgebern bist. Gleichzeitig musst du aber beachten, dass dein Geschäftsmodell mit dieser Methode kompatibel ist.

 

Bei Geschäftsmodellen mit langer Entwicklungsphase ist diese Finanzierungsform eher weniger geeignet. Außerdem musst du auf deine finanzielle Situation achten: Ein Familienvater mit hypothekenbelastetem Eigenheim sollte sich wohl eher nach anderen Methoden umsehen.

 

Im Vorlauf zu einer Bootstrap-Gründung solltest du also zuerst einen konservativen Finanzplan aufstellen, bei dem du realistisch bewertest, ob dein Geschäftsmodell schnell genug den Break-Even-Point erreicht, Umsätze generiert und deine privaten Kosten deckt. Wenn das der Fall ist: Auf geht’s!

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Niko Emran

Hi, ich bin Niko. Als Netzwerkmanager im Einstein1 bin ich für das Online Marketing und die Beratung und Betreuung von Gründern und Startups zuständig.

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