Interview mit Michael Dassler von PUMA
Der Sportartikelhersteller PUMA ist einer der Global Player im Sport-Business. Die Familiengeschichte der Gründerfamilie Dassler ist ungewöhnlich und bietet bis heute Stoff für viele Geschichten rund um die Trennung von adidas und PUMA.
Michael Dassler, Enkel von Rudolf Dassler, dem Gründer von PUMA, erzählt im Folgenden über die Familie, das Unternehmen und die Zukunft von PUMA.
Ralf Österreicher: Herr Dassler, Ihre Familie hat im Bereich Sport Geschichte geschrieben. Mittlerweile wurde die Familiengeschichte um die beiden Gründer Adolf und Rudolf Dassler sogar verfilmt. Wie haben Sie persönlich die Entwicklung der beiden Unternehmen erlebt?
Michael Dassler: Ich bin 1965 geboren und habe daher den rasanten Aufstieg der beiden Unternehmen, vor allem in den 70er und 80er Jahren, hautnah miterlebt. Besonders hat mich aber natürlich auch die tiefe Rivalität geprägt, die nicht nur die Familien, sondern die ganze Stadt betraf. So gab es Geschäfte und Lokale, in die jeweils nur Mitarbeiter des einen, aber nie des anderen Unternehmens gingen und Lieferanten wie der örtliche Blumenhändler achteten strikt darauf, beim Liefern die richtigen Schuhe zu tragen. Jeder in Herzogenaurach war entweder adidas oder Puma, ein „sowohl als auch“ gab es nicht. Ich für meinen Teil würde heute noch keine adidas Schuhe tragen.
RÖ: Nach der Spaltung der Unternehmens „Schuhfabrik Dassler“ entwickelte sich PUMA zu einem eigenständigen und erfolgreichen Sportartikelhersteller von Weltrang. Können Sie etwas über die Anfänge erzählen?
MD: Puma war von Anfang an besonders im Fußballbereich sehr erfolgreich. Es war aber ein entscheidender Fehler, 1954 Sepp Herberger und die DFB Auswahl nicht zu unterstützen. Adidas hat diese Chance ergriffen und damit seine Vormachtstellungsehr früh und vor allem nachhaltig zementiert. Puma konnte das nie mehr aufholen. Gerade in den 70er und 80er Jahren gelang es Puma aber immer wieder, einzelne Stars zu verpflichten wie Pele, Eusebio, Cruyff usw. Als erfolgreiche Mannschaft ist Borussia Mönchengladbach zu nennen. In den 70er Jahren waren dann entweder Bayern München (adidas) oder die Borussia Deutscher Meister.
RÖ: Mit welchem Produkt gelang PUMA der Durchbruch?
MD: Wahrscheinlich mit dem Fußballschuh „King“ aus Kängaruleder und mit der Unterschrift von Pele aufgedruckt.
RÖ: Was waren die entscheidenden Deals?
MD: Die Verpflichtung von Pele – entgegen einer informellen Absprache, nicht in einen Bieterwettstreit mit adidas zu treten – und später der Vertrag mit Boris Becker, der Puma quasi über Nacht zum Weltmarktführer bei Tennisschlägern machte.
RÖ: Für viele ist die Dynamik, mit der sich PUMA von mittelständischen Unternehmen zum Weltkonzern entwickelt hat, unheimlich faszinierend. Wie erklären Sie sich diesen „Prozess“?
MD: Puma war nicht nur ein Unternehmen, Puma war eine Familie. Alle Mitarbeiter waren extrem engagiert, motiviert und loyal, sahen das Unternehmen als Teil ihrer selbst und haben sich zu 100 Prozent mit Puma identifiziert. Heute würde man das ein riesiges ideales Gründerteam nennen.
RÖ: Die Familie hat 1988 das Unternehmen komplett verkauft. Wie sehen Sie die Zukunft bei PUMA?
MD: Sehr positiv. Nach der Orientierung in den Modebereich, der das Unternehmen um die Jahrtausendwende zurück auf Erfolgskurs brachte, konzentriert man sich jetzt wieder auf die Kernkompetenzen, vor allem den Fußball. Mit Borussia Dortmund und Mönchengladbach ist PUMA sehr erfolgreich in Deutschland und zunehmend auf europäischer Spitzenebene, wie z.B. mit Manchester City. Das wird meines Erachtens Puma langfristig als die Nr. 3 weltweit etablieren.
RÖ: Für Gründer genügt mittlerweile durch viel Bürokratie und oft hohe Finanzierungshürden pures Engagement nicht mehr. Profis wie das Digitale Gründerzentrum Einstein1 geben diesen Leuten eine Plattform, um sie zu unterstützen und zu beraten. Warum sollten sich Gründer dort beraten lassen?
MD: In der Tat sind Bürokratie und Finanzierung die entscheidenden Hürden für Gründer. Plattformen wie Einstein1 können dazu beitragen, dass sich Gründer schneller und intensiver um ihre Idee kümmern können und im Dschungel der Bürokratie nicht schon alle Ressourcen verbrauchen, bevor das Unternehmen überhaupt richtig an den Start gegangen ist.
RÖ: Was würden Sie jungen Menschen raten, die eine gute Idee für ein Unternehmen haben?
MD: Lassen sie sich helfen und beraten, machen Sie sich intensiv Gedanken, seien Sie mit Herzblut dabei. Seien Sie sich bewusst, dass man auch scheitern kann, aber scheitern keine Schande ist. Träume nicht dein Leben, lebe Deinen Traum!
Herzlichen Dank Herr Dassler!
Das Interview führte Ralf Oesterreicher.