Das Discounted Cash-Flow Verfahren im Check
Der Discounted Cash-Flow, abgekürzt DCF, bezeichnet den abgezinsten Zahlungsstrom. Er dient der Ermittlung des Kapitalwertes von Unternehmen bzw. Startups. Das Verfahren ist international für Investitionsvorhaben von Bedeutung, um den Wert eines Projektes für eine Zukunftsprognose einzuschätzen. Kurz: Mit dem Discounted Cash-Flow Verfahren findest Du heraus, ob eine Investition rentabel und somit deine Startup-Finanzierung erfolgversprechend ist. In diesem Post zeigen wir Dir, was es mit dem Discounted Cash-Flow Verfahren auf sich hat.
Was genau ist der Cash-Flow?
Cash-Flow bedeutet übersetzt Geldfluss. Es handelt sich dabei um eine betriebswirtschaftliche Einnahmen-Ausgaben-Rechnung für einen definierten Zeitraum. Üblicherweise ist dies das Geschäftsjahr. Indem Du die letzten Geschäftsjahre heranziehst, erhältst Du einen Einblick in die Entwicklung der finanziellen Lage eines Unternehmens.
Für den gewählten Zeitraum werden sämtliche Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ergibt im positiven Fall den Überschuss, also den erzielten Gewinn.
Ist das Ergebnis negativ, wurden für den Zeitraum Verluste erwirtschaftet. Der Cash-Flow gibt Dir demnach Aufschluss über die finanzielle Situation.
Der Cash-Flow sagt aus, wieviel Geld dem Unternehmen zum Ausgeben zur Verfügung steht
Bei der Ermittlung wird zwischen der direkten und der indirekten Methode unterschieden.
Die direkte Methode berücksichtigt lediglich die Ein- und Auszahlungen oder die Einnahmen- und Ausgabenbuchungen.
Die indirekte Methode umfasst dagegen auch nicht direkt zahlungswirksame Erträge und Aufwendungen. Dazu zählen Posten wie Abschreibungen und Rückstellungen, die von der Gewinn- und Verlust-Rechnung abgezogen beziehungsweise dazu addiert werden.
Sie ist als wirtschaftliche Messgröße folglich genauer und wird bevorzugt zur Liquiditätsbewertung herangezogen.
Bewertungsformen: operativer Cash-Flow und weitere Methoden
Möchtest Du einen Firmenwert berechnen, ist es sinnvoll, den Cash-Flow durch die Berücksichtigung von Abschreibungen, Rücklagen, Umlaufvermögen und Jahresüberschuss zu spezifizieren.
Die Methode wird auch operativer Cash-Flow genannt: Operativer Cash-Flow beschreibt als Indikator die Ertragslage. Eine andere Form ist der Free Cash-Flow, der sich aus dem operativen und dem Cash-Flow aus Investitionsgeschäften zusammensetzt.
Er dient unter anderem als Basis der Ausschüttung von Dividenden. Aus dem Amerikanischen stammt das Discounted Cash-Flow Verfahren – eine etwas komplexere Variante zur Kapitalwertermittlung.
Das Discounted Cash-Flow Verfahren kann auch der Zukunftsbetrachtung dienen, indem der abgezinste Zahlungsstrom für einen künftigen Stichtag ermittelt wird.
Firmenwert berechnen mit dem Discounted Cash-Flow Verfahren
Das Discounted Cash-Flow Verfahren ist eine beliebte Methode der Startup-Bewertung. Und internationale Investoren benötigen einen einheitlichen Standard zur Kapitalbewertung von Projekten. Deshalb wurde im Jahr 2000 das Discounted Cash-Flow Verfahren durch das Institut Deutscher Wirtschaftsprüfer (IDW) gegenüber dem eigentlich in Deutschland üblichen Ertragswertverfahren als gleichwertig definiert (IDW-Standard S1).
Indem eine einheitliche Methode angewandt wird, sind international Vergleichswerte möglich, was eine Investitionsentscheidung erleichtert: Im Discounted Cash-Flow Verfahren wird der mit dem Cash-Flow erhaltene Einnahmenüberschuss abgezinst (discounted).
So erhältst Du für den Fall einer Investition den theoretischen Wert als Zukunftsbetrachtung.
Brutto- und Nettoverfahren
Unterteilt wird beim Discounted Cash-Flow Verfahren zwischen der Brutto- und Nettomethode. Innerhalb der Bruttomethode (Entity Method) gibt es den WACC-Ansatz („Weight Average Cost of Capital“) und den APV-Ansatz („Adjusted Present Value“).
WACC unterteilt sich nochmals in den FCF- und den TCF-Ansatz, was den Free- und den Total Cash-Flow bezeichnet.
Häufig kommt in der Praxis der FCF-Ansatz zum Einsatz. Die Berechnung erfolgt in mehreren Schritten, wobei Du für eine Zukunftsprognose Daten aus einigen Jahren benötigst, zum Beispiel den letzten drei Geschäftsjahren.
Die verschiedenen Bewertungsmethoden sind zahlreich (Quelle: https://bit.ly/2zY9WDq)
Enterprise Value
Der gesamte Unternehmenswert oder aktuelle Gesamtwert des Unternehmens (Enterprise Value) berücksichtigt den Wert des Eigen- und Fremdkapitals. Du berechnest ihn über die Zahlen aus der Marktkapitalisierung und der Nettofinanzverschuldung anhand folgender Formel:
Marktkapitalisierung – Nettofinanzverschuldung = Enterprise Value
Die Marktkapitalisierung ergibt sich aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien, multipliziert mit dem aktuellen Kurs. Die Nettofinanzverschuldung erhältst Du aus der Summe der kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten, der kurz- und langfristigen Einlagen sowie dem Kassenbestand und Bankguthaben.
Abzinsungssatz ermitteln – eine Beispielvariante
Die Diskontierung erfolgt anhand eines weiteren ermittelten Wertes, indem Du risikofreie und risikobehaftete Renditen durch entsprechende Aufschläge addierst.
Bei einem angenommenen festen Zinssatz von 0,75, einem allgemeinen Risikoaufschlag von 4,50, gegebenenfalls einem weiteren Aufschlag, hier angenommen 0,50, und einem persönlichen Risikoaufschlag von 2,00 erhältst Du einen Abzinsungssatz von 7,75.
Feste Renditen richten sich nach ausgegebenen festverzinslichen Papieren. Der allgemeine Risikoaufschlag am Aktienmarkt ist eine durchschnittliche Größe aus der vergangenen Entwicklung.
Der weitere Aufschlag ergibt sich aus der Kursentwicklung des Unternehmens in den letzten Jahren. Dein persönlicher Aufschlag richtet sich nach Deinen Erwartungen an die Entwicklung und dem damit einhergehenden Risiko, bezeichnet also Deinen individuellen Unsicherheitsfaktor.
Eine andere Variante nutzt folgende Formel:
(Beta-Faktor x Marktrisikoprämie) + risikofreier Zinssatz = Abzinsungssatz zur Berechnung der Eigenkapitalkosten
Es führen hier also mehrere Wege zum Ziel. Das begründet sich darin, dass auch spekulative Werte einfließen. Welchen Weg Du konkret nutzen möchtest, bleibt Dir überlassen.
Wichtig ist nur, dass Du bei der Ermittlung des Kapitalwertes nach dem Discounted Cash-Flow Verfahren einheitlich vorgehst. Nur dann kannst Du verschiedene Investitionsvorhaben tatsächlich gegenüberstellen.
Das Discounted Cash-Flow Verfahren angewandt und erklärt
Hier haben wir ein Video für Dich, in dem am praktischen Beispiel eines großen Unternehmens step by step erklärt wird, wie Du das Discounted Cash-Flow Verfahren anwenden kannst:
Die Startup-Bewertung mit dem Discounted Cash-Flow Verfahren
Equity Value: Wert des Eigenkapitals berechnen
Der Wert des Eigenkapitals (Equity Value) im Discounted Cash-Flow Verfahren entspricht, vereinfacht ausgedrückt, dem Kaufpreis und ist nicht mit dem Enterprise Value zu verwechseln (und auch nicht mit der Cash Burn Rate 🙂 ), der den Bruttokapitalwert des Unternehmens angibt. Eine Formel im WACC/FCF-Ansatz lautet:
(Langfristige Eigenkapitalquote * Eigenkapitalkosten) + (langfristige Fremdkapitalquote * Fremdkapitalkosten) = WACC
Du ermittelst somit die Free Cash-Flows der zugrunde liegenden Jahre und nimmst die Diskontierung oder Abzinsung vor. Anschließend addierst Du die nunmehr abgezinsten Cash-Flows.
Tipp: Verwende eine Excel-Datei als Vorlage. Für sämtliche grundsätzlich zu erfassenden Daten des Unternehmens und Marktes erstellst Du Tabellen. Für im Discounted Cash-Flow Verfahren relevante Werte, die aus den Daten ermittelt werden, hinterlegst Du die entsprechenden Formeln mit Verweis auf die zugehörigen Datenfelder.
So erhältst Du die verschiedenen Zwischenergebnisse. Schließlich folgt die endgültige Formel für das gewählte Discounted Cash-Flow Verfahren, also in diesem Fall die WACC-Formel, wobei auf die Zwischenergebnisse zugegriffen wird.
Ist die Vorlage einmal korrekt erstellt, musst Du für jede Bewertung nur noch die jeweiligen Zahlen eintragen und erhältst alle erforderlichen Werte bis hin zum Endergebnis – dem Equity Value oder Kapitalwert des Unternehmens.
Auf diese Weise kannst Du für beliebig viele Unternehmen vorgehen und die Werte miteinander vergleichen.
Fazit
Das Discounted Cash-Flow Verfahren dient der Ermittlung von Unternehmenswerten. Aufgrund der Abzinsung, die sich aus unternehmensinternen- und Marktdaten ergibt, erhältst Du eine recht realistische Prognose.
Da es sich beim angewandten Diskontsatz jedoch um einen theoretischen Wert handelt, bleiben Risiken bestehen. Dafür hast Du mit dem DCF-Verfahren eine solide Basis nach internationalem Standard und kannst verschiedene Projekte einheitlich bewerten, bevor Du Dich für eine Investition entscheidest.